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Dienstag, 26. März 2013

Wieder zurück in der kalten Heimat

Hallo meine Lieben,

nach vier Wochen Sommer, Sonne, Sonnenbrand bin ich endlich wieder in meiner geliebten Heimat gelandet. Diese 28 Tage waren absolut perfekt, absolut aufregend und wunderschön. Ich konnte entspannen, feiern, alte und neue Leute treffen, viel lachen, auch weinen, lecker trinken (bis aufs Bier ;D) und essen und hab mir einfach mal wortwörtlich die Sonne auf'n Bauch scheinen lassen. Leider am Ende auch etwas zu lang ;)

Ich habe mich schnell von meinem "Ausfall" erholt und habe jeden weiteren Tag umso mehr und ausgiebiger genossen. Somit hatte ich leider weniger Zeit und Lust, mich an den PC zu setzen um euch auf dem Laufenden zu halten. Ich entschuldige mich dafür, aber jetzt habe ich genug Zeit, um das alles aufzuholen.

Ich möchte euch einen kurzen Überblick geben, was ich die restliche Zeit noch so erlebt habe.
Bis zum 1. März bin ich noch in Sao Carlos geblieben, um Zeit mit meinen Lieben zu verbringen. Ich habe mir mal die Studentenparties angeguckt, war ganz viel shoppen, habe Geburtstage gefeiert und so weiter. Ich habe ganz viele Fotos, die ich euch im Laufe der nächsten Wochen hier zeigen werde.
Nach dem zweiwöchigen Heimatbesuch stand eine weitere Station bevor: Rio de Janeiro! Am 1. März verabschiedete ich mich unter Tränen von meiner geliebten zweiten Heimat und fuhr wieder nach Sao Paulo zu Leticia. Noch in der selben Nacht nahmen wir, mit kleinem Gepäck, den Bus nach Rio. Dort kamen wir Samstag gegen 7.30 Uhr an und verbrachten zwei wunderschöne Tage beim Sight-seeing und am Strand. Dort habe ich mir mein größtes Souvenir geholt - einen fetten, sehr schmerzhaften Sonnenbrand von Kopf bis Fuß, nur weil ich mal wieder in der Sonne eingepennt bin (ich lerne wirklich nicht dazu! Wer lesen will, wie ich das schonmal geschafft habe kann hier klicken). Sonntag Abend ging es schon wieder zurück nach Sao Paulo. Über Rio wird es auf jeden Fall noch einen größeren Bericht in der nächsten Woche geben. Die letzten Tage bis zum Rückflug verbrachte ich also bei Leti, bzw eher mit ihren Freunden und meiner Cousine, da Leticia selbst tagsüber immer arbeiten war und abends eine Weiterbildung hatte. Ich habe mir also Sao Paulos Zentrum und einige Museen angesehen und hatte immer zwei supercharmante, witzige und tolle Jungs, Letis beste Freunde Etienne und Baiano an meiner Seite. In diesen letzten Tagen habe ich aber keine Fotos gemacht, da ich immer - aus Sicherheit- ohne Kamera unterwegs war. Ich werde trotzdem nochmal einen kleinen Post über meine Tage in SP schreiben.

Leider war ich beim Packen etwas dusselig und habe etwas ganz wichtiges bei Leticia vergessen: Meinen USB-Stick mit allen Fotos und Videos. Auf meiner Speicherkarte in der Kamera sind nur die Rio-Bilder, deshalb werde ich dazu bald einen Post verfassen können. Sobald Leti meinen Stick hat und die Bilder ihren Weg zu mir zurück gefunden haben, werde ich bloggen was das Zeug hält - versprochen!

Alles in allem war diese Reise nie so, wie ich sie mir vorgestellt habe, aber immer besser, als ich es mir hätte wünschen können. Die Brasilianer planen eben nicht so genau wie die Deutschen und trotzdem läuft alles wie geschmiert ;) Die Zeitspanne, die ich mir für diese Reise genommen habe, war genau richtig. Ich hatte genug Zeit, um fast alle wichtigen Menschen wiederzusehen, um genug Neues zu entdecken, um mich zu entspannen und trotzdem viel aufregendes zu erleben. Ich hatte sehr sehr viel Zeit, genug Sonne zu tanken und mich bräunen (und schließlich auch verbrennen) zu lassen, aber dennoch habe ich nach diesen vier Wochen auch Deutschland vermisst, wie selten zuvor. Es war traurig gehe zu müssen, aber erleichternd, wieder heimkommen zu können. Ich habe meine Familie, meine besten Freunde und vor allem Dresden, meine absolute Lieblingsstadt, sehr vermisst und lächle auch nach 2 Wochen noch, wenn ich die Straßen entlang gehe und die kalte Winterluft meine Nase zum Eisklotz macht.
Mich stört die Kälte übrigens überhaupt nicht großartig, auch nicht nach den 34°C, die ich in Rio hatte. Ganz im Gegenteil! Ich habe wieder einmal gelernt, wie schön Jahreszeiten sind und dass die Brasilianer niemals richtig wissen werden, was das für ein Gefühl ist, wenn der Frühling nach so einem langen Winter wieder erwacht. Denkt mal drüber nach! :)

Bis später, ihr lest bald von mir!
Eure Nici

Donnerstag, 21. Februar 2013

Wenns am Schönsten ist...

... soll man aufhören?

Hat sich wohl auch mein Schicksal gedacht. Beziehungsweise mein Gehirn.
Ich hatte einen gedanklichen Aussetzer, der mich in eine ziemlich miserable Lage gebracht hat.

Dienstag komme ich nachts gegen halb eins nach Hause, nachdem ich mit ein paar Freunden unterwegs war. Alles schön, alles easy. Nur konnte ich die Nacht absolut nicht schlafen, weil es unglaublich laut (Hunde in der Nachbarschaft) und vor allem WARM war. Was macht man nachts halb vier in diesem Fall? Richtig - die Klimaanlage an!! Und genau DAS war ein ziemlich großer Fehler.

Zwei Stunden später erwache ich wieder, gegen 6.00 Uhr morgens. Ich drehe meinen Kopf und: Autsch! Ich habe schrecklichen Durst und schlucke: noch mehr Autsch! Ich schlafe erstmal weiter, habe aber schon Angst vor dem bösen Erwachen am nächsten Morgen.
Ich stehe auf, trinke erstmal ganz viel und versuche schließlich zu frühstücken. Das Brot geht schwer runter. Tee muss her! Der hilft auch nicht viel. Zum Mittagessen bekomme ich kaum einen Bissen runter, obwohl ich großen Hunger habe. Lege mich also wieder ins Bett, weil ich absolut keine Kraft habe, irgendwas anderes zu tun. Nach vier Stunden Schlaf weckt mich meine Gastmutter. Das Thermometer zeigt: 39, nochwas °C Fieber. Super!
Ein paar Stunden später (nach vier verschiedenen Tabletten und einer angenehmen Dusche) ist das Fieber- Gott sei Dank- wieder weg, aber meine Mandeln sind immer noch angeschwollen und total entzündet :(

Das kann auch wirklich nur mir im Urlaub passieren, oder?
Jetzt darf ich nicht in die Sonne, habe (inklusive morgen) für 3 Tage nicht das Haus verlassen und verschwende meine Zeit vor dem TV, anstatt mit meinen Freunden.

Ich bin wirklich, wirklich sauer auf mich, weil ich mal eine Sekunde nicht daran gedacht habe, wie schnell ich bei so was krank werde!
Dadurch werde ich das Wochenende nicht nach São Paulo fahren, wie geplant. Gott sei Dank haben wir Rio sofort für das Märzwochenende angesetzt!
Nach Foz de Iguaçu geht es übrigens auch nicht mehr, zeitlich und finanziell wäre das sehr eng geworden, da die Fahrt mit dem Bus dahin entweder 12 Stunden beträgt oder Flüge sehr, sehr teuer sind.

Nun denn, meine Lieben.
Das war erstmal mein Update, damit ihr Bescheid wisst. Hoffentlich geht's mir bald besser, damit ich euch von neuen Abenteuern erzählen kann :)

Bis dahin, beijo!
Eure Nici

Freitag, 15. Februar 2013

Endlich wieder in São Carlos!

Hallo meine Lieben!

Vom 9.2. bis 12.2.2013 konnte ich den brasilianischen Karneval genießen, worüber ich hier berichtet habe.
Rosa und ich auf dem Weg ins geliebte
São Carlos. Für Rosa ist es die
erste Reise dahin.

Mittwoch, den 13.2. konnte ich endlich meine Reise fortzusetzen - es ging in meine brasilianische Heimat, nach São Carlos. Wenn ich nur an diesen Tag zurück denke, schlägt mein Herz schneller und meine Augen füllen sich mit Freundentränen. Ich weiß nicht, ob irgendjemand nachvollziehen kann, was mir diese Stadt und die Menschen, die ich hier kenne und liebe, bedeuten. 

Mein Reiseablauf:

12.45 Taxi zum Busbahnhof
13.30 Bus nach São Carlos
17.30 Ankunft in SC (es regnet)
17.40 nach (verdammt langen 10 Minuten) Warten, mittlerer Verzweiflung und emotionaler Orientierungslosigkeit -> Taxi direkt nach Hause
17.50 Ich bin endlich ENDLICH zu Hause. Es hat aufgehört zu regnen und ich werde folgendermaßen begrüßt:

Mit einem REGENBOGEN! Welch anderes Zeichen braucht man denn noch, um zu beweisen, dass ich hier absolut glücklich sein werde!?
Zum Zeitpunkt meiner Ankunft war keiner zu Hause, nur die Hausangestellte, die Bescheid wusste und mich reinließ.
Dann kommt also mein Gastpapa Ernesto heim - ich heule. Wir fahren zu meinen Großeltern und holen dort meine Schwester Juliana ab - ich heule. Wir fahren heim, meine Gastmutter Dulce kommt nach Hause - ich heule nur ein bisschen, weil nicht mehr viel übrig ist an Tränen.

Ich sag euch - dieser Tag war körperlich und emotional super anstrengend und ich bin erleichtert und total glücklich ins Bett gefallen. Am nächsten Tag stand dann schon mein Geburtstag an. Da vormittags eh alle in der Schule oder auf Arbeit sind, habe ich gemütlich ausgeschlafen und geduscht und mich einfach gefreut.
Es stand folgendes an: Mittagessen mit der Familie, Skypen mit der anderen Familie, in Zentrum fahren und nacheinander meine 2 besten Freunde treffen, gegen 7 wieder zurück kommen, mit meiner Familie Pizza und Kuchen essen, Fotos machen und den Tag gemütlich ausklingen lassen.

Hat alles (fast) alles richtig gut geklappt. Als abends dann fast die ganze Familie aus São Carlos zusammen saß, wurde mir ganz warm und wohlig. Ich war so unglaublich zufrieden und wirklich nichts kann mich derzeit aus der Ruhe bringen. Ich fühle mich so wohl hier, alles ist so schön und ich spüre täglich so viel Liebe und Freundschaft. Ich fühle mich immer noch wie in einem Traum, weil einfach alles so perfekt ist. Es fällt mir wirklich schwer, dieses Glück und die Dankbarkeit, die ich empfinde, in portugiesische Worte zu fassen.

Aber genug geschwätzt, hier ein paar schöne Fotos von meinem Tag:

Alle lieben Menschen wieder mit mir vereint!


Es gab übrigens Nusskuchen, mit Karamell und was weiß ich wie vielen Kalorien plus Tortinha de Limão.

Nun ja, Samstag gibt es nochmal eine Feier in Broa mit meinen Freunden und einem leckeren Churrasco. Heute, Freitag Abend, geht es auf einen Geburtstag von einem Freund, wo auch die halbe Klasse sein wird.

2 Post an einem Tag, wow, das bedeutet ich habe echt zu viel Zeit ;) Nachmittags werde ich mir also Leute suchen, um nicht allein zu Hause rumzusitzen!

Bis zum nächsten Post,
Eure Nicole :*

FOTOPOST! Karneval und Co

Der diesjährige Text
des Blocos
Bom dia, ihr Lieben!

Endlich habe ich die Zeit gefunden, euch ein paar Impressionen des Karnevals in São Paulo näher zu bringen. Überall wird er anders, aber ähnlich gefeiert. Wir waren eigentlich nur beim Straßenkarneval. Es gibt einen Bloco, also eine Gruppe, die Musik macht (traditionell mit Trommeln usw. oder auch mit elektronischer Musik oder Mikros). Es werden Karnevalslieder gesungen, dessen Texte vorher verteilt werden. Es gibt viele verschiedene Blocos mit verschiedenen Texten und Musikstilen. Wir waren insgesamt bei nur 2 Blocos, weil sie in der Nähe waren.
Ich überlasse euch jetzt mal der Fotoflut (zum Vergrößern und Blättern -> klicken!)

Samstag:

Der einzige Tag, an dem wir am Nachmittag und vor allem pünktlich zu Beginn beim Bloco waren. Die anderen Tage sind wir frühestens um 8 oder 9 abends dort gewesen. Dennoch gab es viele Leute, die am Sammelplatz (wo der Bloco stündlich begann und endete) standen, da es dort Bier, Klos, Essen und Musik gab.

Wenn es sehr warm und man sehr betrunken ist,
kühlt man sich einfach ein bisschen ab ;)

Es kann alles passieren - aber verdursten oder nüchtern wird man hier nicht!


Sonntag:


meine völlig zerstörten Schuhe (Dank
Regen, Schlamm, Glitzer und vielen
Menschen)


Montag:

Leticia und Etienne haben sich sehr aufwändig als "Like a virgin"-Madonna  (zum Vergleich siehe hier) verkleidet, ich als Superman. Zu Beginn haben wir den deutschen Absinth probiert, den ich für meine liebe Schwester aus Deutschland mitgebracht habe.

 

Dienstag:
Rotkäppchen


Yay, habe jemanden gefunden, der meine Leidenschaft für blaue Haare teilt :) War wirklich sehr überraschend und toll, denn so was ist eine Seltenheit hier!

Ja also, das solls erstmal vom Karneval gewesen sein. Wir haben die Tage natürlich auch noch genutzt, um lecker zu essen und einkaufen zu gehen. Wir waren z.B. bei Zé do Hamburger (klick hier für mehr Bilder), das wie ein amerikanisches Diner in den 50ern gestaltet ist. Dort ist es super lecker und die Portionen sind riesig. Wir waren auch im asiatischen Viertel, Liberdade, haben auch dort gut und reichlich gegessen und durch Zufall sogar die Neujahrsfeier des chinesischen Jahres der Schlange miterlebt!



Ich hatte wirklich schöne Tage in São Paulo mit Leti und ihren super tollen Freunden. Dank der Starthilfe in São Paulo ist mein Portugiesisch wieder richtig gut, so wie vorher. Ich habe keine Angst mehr, Dinge alleine zu machen und war sogar gestern schon allein in São Carlos unterwegs einkaufen und Freunde treffen.

Ich hoffe, ihr habt den Fotopost genossen und kommt bald wieder, um mehr zu erfahren. Ich bin jetzt endlich bei meiner Gastfamilie und richtig richtig glücklich. Die kommenden Wochen werden bombastisch! Seid gespannt!

Bis bald, eure Nici

Donnerstag, 14. Februar 2013

Dinge, an die ich mich erst wieder gewöhnen muss

Hier ein paar interessante und witzige Facts, die ich mir als Deutsche immer wieder ins Gedächtnis rufen muss, obwohl ich das schon alles kenne.
  • Es gibt Fußgängerampeln, sie zeigen ebenfalls rot / grün. Aber meistens entscheidet man nach Auto / kein Auto, ob die Straße überquert wird, oder eben nicht. Der Verkehr hier ist auch sehr gefährlich und relativ unübersichtlich. Man muss meistens auch als Fußgänger schnell reagieren können, denn hier wird kaum Rücksicht auf diese genommen.
  • Das Abwasserrohrsystem ist hier nicht so gut und verstopft sehr schnell, deshalb wirft man das Toilettenpapier in einen Eimer, nicht ins Klo.
  • Der Müll wird eher selten getrennt. Für mich unglaublich ungewohnt.
  • Ich habe, hier in São Carlos, endlich wieder ein eigenes Bad, das ich mit niemandem teilen muss. Außerdem haben wir eine Hausangestellte, die kocht, die Wäsche macht und putzt - MEGA!
  • Bei der Begrüßung wird jeder umarmt und man fragt immer: tudo bom? - also: alles klar? Immer!
  • Manche Dinge ( z.B. jemanden treffen, auf etwas warten, die Tagesplanung realisieren) dauern hier entweder ewig, bis sie passieren oder gehen super schnell. Aber meistens nie zu jener Zeit, die ursprünglich geplant war.
  •  Man kann fast ÜBERALL Essen und Getränke kaufen. Es gibt eigentlich an fast jeder Ecke günstige Bistros, wo man für wenig Geld kleine, aber sättigende Snacks (Coxinha, Pastel, etc.) bekommt. Ok, daran gewöhne ich mich super schnell ;)
Coxinha (ausgesprocchen: Koschinja) von Außen und Innen. Panierte und frittierte Kartoffelmasse, gefüllt mit Hähnchenfleisch und Käse. Lecker!

  • Menschen und Vorgänge sind hier eher unkompliziert. Jeder hilft, jeder ist super freundlich, überall quatscht man mit jedem. Selbst in einer großen, anonymen Stadt wie São Paulo haben wir Smalltalk mit Leuten auf der Straße, im Bus oder beim Einkaufen geführt. Gefällt mir immer wieder.

Freitag, 8. Februar 2013

Resümee des ersten Tages

Liebe Leute,

noch ein Beitrag war heute eigentlich nicht geplant. So ein zweiter Post überfordert euch hoffentlich nicht, denn ich muss einfach ein paar Sachen loswerden. Klar, hier geht es um eine große, wichtige Reise, ganz so nüchtern sollte die Berichterstattung also nicht sein. Nachdem es ja in den letzten Posts mehr um Organisation und Abläufe ging, möchte ich euch jetzt erzählen, wie ich mich fühle, wie ich die Dinge sehe, nach drei Jahren Pause und Reflektionszeit. Da ich heute noch nicht wieder ganz so tief eingetaucht bin, erstmal eine einfache erste Zusammenfassung der Ereignisse.

Nachdem am Flughafen durch meinen kleinen Hilferuf mein Selbstbewusstsein ziemlich groß war und ich wirklich Vertrauen in meine Sprachkenntnisse gewonnen habe, habe ich zum jetzigen Zeitpunkt das Gefühl, fast wieder bei Null anzufangen.
Ich fühle mich wie ein Kind, dass das Sprechen verlernt hat. Wieso ein Kind? Weil ich wieder alles neu erlernen muss, mein komplettes Verhalten. Ich dachte, nach ein paar Stunden, ein paar Begegnungen würde sich das geben, aber nein. Ich habe keine Ahnung, wie ich Leute ansprechen soll, wie ich mich verhalten soll. Ich fühle mich die meiste Zeit wie ein Möbelstück, das nur im Weg steht und das alle irgendwie interessant, aber unpassend finden. Ich meine, natürlich habe ich hier keine Routine, in die ich nach 3 Jahren zurückkehren kann, aber die normalen Verhaltensregeln sind mir irgendwie entfallen. Mich überraschen Dinge, die doch ganz normal sind für Brasilien und dessen Leute.
Das mit der Sprache gibt sich hoffentlich bald. Ich verstehe ziemlich alles, au
ßer, wenns drauf ankommt, z.B. wenn man sich plötzlich an mich wendet und was fragt. Dann wird meine Zunge ganz schwer und mein Kopf sagt: Nö!
Manchmal höre ich einer Unterhaltung zu und möchte was einwerfen oder kann eine gewisse Frage schon voraussehen. Dann bereite ich meine Sätze im Kopf schon vor, lege sie mir zurecht und überlege, wie ich richtig nett und locker, spontan rüber kommen könnte. Sobald ich dann den Mund aufmache klingt alles, was ich sage nach: "Mpowenms sdbnwr waoikfn jinsdjq apoqwe jkndfn." Ich nuschel mir einen ab, erinnere mich nicht an die einfachsten Wörter, bekomme kaum eine Antwort auf eine einfache Frage hin.
Mit Lets rede ich deutsch, das ist so angenehm für mich, denn mein Schädel hämmert schon, weil er sich den ganzen Tag so anstrengen musste.
Ich hoffe, dass sich dieses Problem bald wieder auflöst und mein schönes, fast akzentfreies Portugiesisch zurück kommt.

Leti gibt mir, wie immer, auf jeden Fall viel Kraft, viel Mut, viel Ruhe und auch sehr gute Tipps, die ich immer noch bzw. wieder brauche. Sie ist einfach eine gro
ßartige Schwester und eine tolle Freundin. Sie wird natürlich nicht immer mit mir unterwegs sein, aber wenn, dann bin ich sicher, dass es total stress- und problemfrei sein wird. Also auf jedes unangenehme Gefühl kommen bei mir mindestens 2 richtig gute Gefühle (Leti, meine Familie, die Luft, die Wärme, die Wochen die noch vor mir liegen, die reibungslose Reise, die hinter mir liegt, ...).

Nun gut, das soll es dann gewesen sein für heute, endgültig.
Ich bin gespannt, wie mein Geburtstag wird, wie es sein wird, meine Familie wiederzusehen, obwohl es heute war,als wäre keine Minute vergangen. Es ist einfach nur unglaublich hier und an den kleinen Problemchen wachse ich auch noch ;)

Es ist jetzt 21.44, bei euch 3 Stunden später. Gute Nacht, ihr Lieben!
Eure Nicole

24 Stunden, 3 Flughäfen, 2 Flüge, 1 Traum

BOM DIA, meine Hübschen!
Call me now Ms. Worldtraveler!

Fensterplatz beim Londonflug plus
traumhafter Sonnenuntergang - Jackpot!
Endlich grüße ich euch aus dem Land meines Herzens.

Mein Gepäck: Koffer, Backpack (Danke
an Jakob) und Rucksack


  Zuerst muss ich anmerken, dass es ein paar Dinge gibt, an die ich mich erst wieder gewöhnen muss. Zu meinem größten Leiden zählt im Moment die Computertastatur, die mich dazu bringt, immer wieder alles neu zu tippen, weil ich mich so oft VERtippe. Buchstaben und Zeichen sind total umgestellt und so macht das bloggen fast keinen Spaß. FAST!

Denn, obwohl die Reise wie geschmiert lief, gibts ein paar Dinge zu erzählen.
Der Abschied von Deutschland, auch wenn es nur 4 Wochen  sind, wurde Mittwochabend schön ruhig gefeiert und hat mich zufrieden die Reise antreten lassen. Donnerstag, den 7.2.2013 ging's los. Früh aufstehen, Proviant besorgen, Bus nach Berlin nehmen und dort 16.30 den Flieger nach London erwischen. Alles easy peasy, gab zu keinem Zeitpunkt Probleme. In London hatte ich von 18.15 bis 20.10 genug Zeit, meinen Handyakku aufzuladen und bis zur Hälfter meines Buches vorzudringen.
Reisemaskottchen Rosa und
ich auf dem Weg nach Berlin. Schönes
Wetter draußen!


Mein Anschlussflug nach São Paulo ging planmä
ßig halb zehn. Und zwischen viertel neun und um neun passierte es, kurz vorm Einstieg: Ich hatte eine Panikattacke. Nur der Gedanke an Brasilien, an meine Familie und Freunde, an die Sprache und die Stadt drückte mir die Luft ab. Ich spürte das Bedürfnis heulend wegzulaufen, alles in meinem Körper war erstarrt und ich völlig durcheinander. Meine Knie zitterten, mein Hals war total trocken und ich musste meine Tränen unterdrücken. Der Flug dauerte ca. 11 entspannte Stunden. Es gab zwischendurch einige Turbolenzen, aber nur für kurze Zeit. Ich saß am Gang, hatte angenehme Sitzpartner, einen eigenen Monitor, musste zu keinem Zeitpunkt verhungern oder verdursten und auch alles andere war angenehm. Doch sobald der Captain erwähnte, dass wir in 20 Minuten landen würden, brachte mich das wieder völlig aus der Fassung. Ich rang nach Luft und kämpfte erneut mit den Tränen. Ich freute mich und hatte auch Angst. Irgendwie. Ich komme mit diesem Mist echt nicht klar. Natürlich freute ich mich riesig auf die Reise, wo kam das also her? So was ist mir bisher noch nie wirklich passiert. Ich vermute, dass ich einfach sehr sehr aufgeregt war und es mir teilweise immer noch schwer fällt, zu realisieren, dass es wahr ist. Ich bin so glücklich, dass es fast zu surreal erscheint. Obwohl ich so lang darauf hingearbeitet und gewartet habe, war der Tag so plötzlich da.

Die letzten zwei Stunden waren jedenfalls die anstrengendsten - erstmal 90 Minuten in der Schlange zum Schalter stehen und dann gabs natürlich noch das Problem, dass Leti und ich überhaupt nicht am selben Ort waren. Da kamen das erste Mal meine Portugiesischkenntnisse zum Einsatz - ich hab sie am Infoschalteer ausrufen lassen, ich Genie - und alles wurde gut.
Nach einer längeren Bus- und einer kurzen Taxifahrt waren wir ENDLICH in der Wohnung. Es gab eine kurze Führung und jetzt ist Leti schon wieder weg, arbeiten.

Ihr möchtet sicher was zum Wetter erfahren!? Das ist nämlich interessant. Im Moment herrscht ja hier Hochsommer - eigentlich. Für den ist es nämlich viel zu kalt, sagt Leti. Ich fühle mich dennoch wohl bei frühlingshaften knapp 20°C und habe sogar kalt geduscht, um mich abzukühlen :D Außerdem trage ich ein kurzes Top und einen luftigen Rock (woah!). Es ist nicht sehr sonnig, eher ziemlich bewölkt und es weht eine milde Brise (das Aroma würde ich als eine Mischung aus strahlender Frühlingssonne, frisch geschnittenem Obst, saftig-grünen Wiesen und staubigen Abgasen beschreiben). Und wer denkt, in Dresden ist es laut, wird hier auch nicht froh. Der Ausblick aus Letis Wohnung ist übrigens ganz nett, falls man Baustellen und Hinterhöfe mag ;D Es ist ziemlich weit oben und man kann weit gucken.
Der Blick aufs wunderschöne
São Paulo

Nachher kommen meine Tante Nadia und Gabi, meine Cousine, vorbei. Gabi wohnt auch grad bei Leti. Abend gehts evtl. auf die Stra
ße, ein bisschen Carnaval genießen. Mal sehen, was mich da erwartet, habe kaum Vorstellungen.

Ich zwicke mich immer noch ab und zu, gehe die Reise in meinem Kopf durch und prüfe jedes Detail. Passiert das hier wirklich? Träume ich diesmal wirklich NICHT? Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Ich bin super glücklich, super gespannt und super aufgeregt.

Ich versuche euch ein bisschen Wärme und Zufriedenheit mitzugeben und hoffe, dass das Schneechaos in Deutschland bald vorüber ist. In den nächsten Tagen werde ich keine Zeit haben, zu posten, aber ab Montag wird das nachgeholt. Denke ich.

Also dann, wars für heute ;) Machts gut, bleibt stark, werdet gesund und haltet euch schön warm!
Eure Nici

PS: Für mehr Details und höhere Auflösung klickt einfach auf die Fotos!